70.000 Menschen fordern Armani und Primark auf, offenzulegen, wo sie ihre Kleidungen herstellen lassen

Übergabe der Protestunterschriften in Hong Kong an Armani am 09.01.2018. Foto: © CCC Hong KongÜbergabe der Protestunterschriften in Hong Kong an Armani-Vertreter*innen am 09.01.2018. Foto: © CCC Hong Kong70.000 Menschen appellieren an die großen Bekleidungsmarken und Einzelhändler Armani, Primark, Urban Outfitters, Forever 21 und Walmart Transparenz zu ihrem Neujahrsvorsatz zu machen und die Fabriken zu veröffentlichen, die ihre Kleidung produzieren. Den ganzen Januar über werden Aktivist*innen der Luxusmarke Armani und dem Billig-Hersteller Primark goldene Geschenkkartons mit Unterschriften in europäischen Großstädten übergeben. Auch andere Marken dürfen jederzeit mit Unterschriften auf ihren Türschwellen rechnen.

Die goldenen Geschenkkartons mit den Unterschriften sind der Höhepunkt der globalen #GoTransparent-Kampagne von Human Rights Watch, der Clean Clothes Campaign und dem International Labor Rights Forum. Die Kampagne führte einen globalen Minimal-Standard für Transparenz im Kleidungssektor ein – den „Apparel And Footwear Supply Chain Transparency Pledge“ (Kodex für Transparenz in den Zulieferketten der Bekleidungs- und Schuhinudstrie) und überzeugte 17 Marken, Informationen über ihre Zuliefererfabriken einschließlich Adressen und Anzahl an Arbeiter*innen zu veröffentlichen.

Die #GoTransparent-Kampagne zielte vor allem auf die fünf Markenunternehmen Armani, Primark, Urban Outfitters, Forever 21 und Walmart ab, die als besonders verschwiegen über ihre Lieferkettendaten gelten und eine Verpflichtung zu einer transparenteren Lieferkette und die Unterzeichnung des Transparency Pledge ablehnten.

Die Informationen, die der Transparency Pledge offenlegen will, sind für Arbeiter*innen und Aktivist*innen unabdingbar, um Markenunternehmen auf Arbeitsrechtsverletzungen in ihren Lieferketten hinzuweisen. Transparenz in den Lieferketten hilft, solch dramatische Zustände wie nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch 2013 zu verhindern, als Arbeiter*innen und Aktivist*innen in den Ruinen nach Einnähern und Schildchen mit Hinweisen auf die Markenunternehmen suchten. Sie mussten ihr Leben riskieren, um aufzudecken, wer für die Tragödie verantwortlich war.

Die fünf angesprochenen Unternehmen scheinen dem zunehmenden Trend zu mehr Transparenz in der Bekleidungsindustrie hinterherzuhinken. Vor einem Jahrzehnt begannen Universitäten in den USA mehr Transparenz von den Herstellerunternehmen ihrer Universitätskleidung zu fordern. Immer mehr globale Markenunternehmen leiten die notwendigen Schritte ein, um die internationalen Standards einer transparenten Lieferkette zu berücksichtigen. Einige Marken, die zuvor keine Informationen offenlegten, entschieden sich 2017 den „Transparency Pledge“ zu hundert Prozent umzusetzen – unter ihnen ASICS, ASOS, Clarks, New Look, Next und the Pentland Brands. ASOS fasst die Beweggründe dieser Marken zusammen: „Alle Wege weisen in Richtung Transparenz. Wenn unser Verhalten in der Modeindustrie nicht gut genug ist, um unseren Konsumenten davon zu erzählen, dann ist es einfach nicht gut genug.“

Ben Vanpeperstraete von der Clean Clothes Campaign sagt: „Jede Marke die sich weigert Informationen über ihre Lieferkette zu Teilen offenzulegen, sollte für Konsument*innen ein rotes Tuch darstellen. Was verbergen diese Marken? Wissen sie überhaupt, wo ihre Kleidung herkommt? Wenn Markenunternehmen die notwendigen Schritte umsetzen, um Arbeitsmissbrauch in den Lieferketten vorzubeugen, dann sollten sie ein großes eigenes Interesse daran haben, detaillierte Informationen über ihre Fabriken und Arbeiter*innen, die die Kleidung herstellen auch in der Öffentlichkeit mitzuteilen.“

Kontakt:

Gisela Burckhardt, FEMNET, Kampagne für Saubere Kleidung, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., +49 1520 1774080

Ben Vanpeperstraete, Clean Clothes Campaign, bDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., +32 473557053.

 

 

Hintergrund:

Die aktuelle Bewegung für eine transparente Lieferkette zeigt sich in neuen globalen Initiativen, wie dem Antrag des EU-Parlaments zu einer „Flagship Initiative in the Garment Industry“ vom April 2017 wieder. Hier werden transparente Zulieferketten und Sorgfaltspflichten gefordert. Ebenfalls im April 2017 sendeten 97 europäische zivilgesellschaftliche Organisationen einen Appell für mehr Transparenz in der Bekleidungsindustrie an die EU-Kommission. Darüber hinaus wurden Herstellerunternehmen von Schuhen in der Kampagne Change Your Shoes von Arbeitsrechtsorganisationen aus Europa und Asien dazu aufgerufen mehr Transparenz zu zeigen.

Hinweise für Redakteur*innen:

  • Unterschriftenübergaben sind im Januar 2018 unter anderem in folgenden Städten geplant: Amsterdam (Primark, Forever 21), Antwerpen (Armani, Urban Outfitters), Brüssel (Primark), Hannover (Armani, Primark), Hong Kong (Armani), Istanbul (Armani), Mannheim (Primark), Münster (Primark) and Zagreb (Armani).
  • Die 17 Marken, die den Transparency Pledge unterschrieben haben, sind adidas, ASICS, ASOS, C&A, Clarks, Cotton On Group, Esprit, G-Star RAW, H&M Group, Hanesbrands, Levis, Lindex, New Look, Next, Nike, Patagonia und Pentland Brands.
  • Der Text der Petition #GoTransparent richtet sich an Walmart, Urban Outfitters, Forever 21, Armani und Primark ist verfügbar auf change.org/gotransparent.
  • Die Studie „Follow the Thread“, die den Transparency Pledge im April 2017 einführt.
  • Der Transparency Pledge wird von folgenden Organisationen unterstützt: Human Rights Watch, Clean Clothes Campaign, the International Corporate Accountability Roundtable, International Labour Rights Forum, the Workers Rights Consortium, the Maquila Solidarity Network, IndustriALL Global Union, UNI Global Union and the International Trade Union Confederation. Dieses Bündnis aus Menschenrechts- und Arbeitsorganisationen sowie Gewerkschaften überprüft derzeit, ob die unterzeichnenden Markenunternehmen ihre Verpflichtungen einhalten.
  • Am 10. Januar 2018 wird die italienische Clean Clothes Campaign ‘Abiti Puliti’ zusammen mit der Gewerkschaft Filctem-CGIL eine Diskussionsverstaltung zu Transparenz in der Bekleidungsindustrie in Florenz, Hauptstadt italienischer high-end fashion, organisieren. An dem Event werden Vertreter*innen von Regierung und Industrie teilnehmen – debattiert wird über den weiteren Transparenzbedarf der gesamten Branche, inklusive großer Luxusmarken, die bisher zum Thema schweigen.
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