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FEMNET-Statement zum Internationalen Frauentag 2022

Putins grausamer Krieg in der Ukraine zeigt uns abermals, welch zerstörerischen Kräfte Diktaturen entfalten können – und wie wichtig Widerstand, ein aktiver Schutz der Menschenrechte sowie eine starke Zivilgesellschaft sind. Wir erklären uns solidarisch mit den mutigen Menschen in der Ukraine, die gegen den gewaltsamen Angriff und um ihr Leben kämpfen. Zum Weltfrauentag erklären wir uns insbesondere solidarisch mit all den Frauen, die Not und Gewalt ausgesetzt sind.

Um Menschenrechte durchzusetzen und Demokratie und Frieden dauerhaft zu sichern, müssen wir unsere moralischen Prinzipien im Umgang mit Diktaturen und rechtsstaatsfeindlichen Regimen grundlegend ändern: Es darf nicht sein, dass wir Menschenrechtsverletzungen in Kauf nehmen, um unseren Profit zu steigern. Wir beziehen Rohstoffe aus Russland – einem Land, das ein Autokrat regiert, der seit Jahren die Meinungsfreiheit ausradiert, die Zivilgesellschaft unterdrückt, Oppositionelle ermordet und Kriege führt. Immer stärker wird auch die Arbeit unserer NGO-Partner in Indien und Bangladesch durch staatliche Reglementierung eingeschränkt und bedroht. Westliche Unternehmen produzieren Kleider in brutalen Militärstaaten wie Myanmar, machen sich ausbeuterische Zwangsarbeit der in China lebenden Uiguren zu Nutze, nehmen die Ausbeutung von Frauen in den Fabriken Indiens und Bangladeschs hin.

Wir fordern Unternehmen und Politik auf, Verantwortung zu übernehmen, demokratische Prinzipien und Werte in den Fokus des globalen Handels zu rücken. Wir brauchen endlich verbindliche Regeln, um die Rechte von Menschen nachhaltig zu schützen und zu stärken. Das von der EU-Kommission Ende Februar vorgestellte, europäische Lieferkettengesetz ist ein erster Schritt. Doch es geht nicht weit genug – auch im Hinblick auf den Schutz und die Rechte von Frauen und Mädchen.

Dabei sind sie es, die besonders von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen entlang globaler Lieferketten betroffen sind – besonders in Niedriglohn-Branchen des Globalen Südens wie der Bekleidungsindustrie. Sie arbeiten oft zu Hungerlöhnen, müssen unbezahlte Überstunden leisten, sind Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt – und kümmern sich darüber hinaus um Familie und Haushalt. Ein Lieferkettengesetz kann das nur ändern, wenn es die Rechte von Frauen explizit verankert.

Unternehmen müssen dazu verpflichtet werden, existenzsichernde Löhne zu zahlen, die für Frauen und ihre Familien zum Leben reichen. Sie müssen bei ihren Geschäftspartner*innen auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen hinwirken und sich dafür einsetzen, dass Frauen bezahlten Mutterschutz erhalten und ihre Gesundheit als Teil des Arbeitsschutzes anerkannt wird. Unternehmen müssen Gewerkschaftsfreiheit fördern und aktive Gewerkschafter*innen schützen. Nicht zuletzt müssen sie ihre Lieferanten zu einer Null-Toleranz-Haltung gegenüber Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz verpflichten und die Umsetzung von gendersensiblen Maßnahmen begleiten.

Die Arbeit von FEMNET in den vergangenen 15 Jahren zeigt, dass es wirksame Maßnahmen gegen die Ausbeutung von Arbeiter*innen und Gewalt am Arbeitsplatz gibt. So etwa die Aufklärungsarbeit in Textilfabriken in Bangladesch, wie wir sie im Projekt #GegenGewalt mit unserer Partnerin vor Ort umsetzen konnten.

Darüber hinaus geht es uns darum, die Strukturen der Ausbeutung zu durchbrechen, wir arbeiten gemeinsam mit Politik und Wirtschaft daran, die Produktionsbedingungen zu verbessern. Etwa im Rahmen einer Initiative des Textilbündnisses in Südindien, wo unsere Partnerorganisation SAVE die Einrichtung von Beschwerde-Komitees in Spinnereien unterstützt, an die Frauen sich wenden können.

Und wir haben gemeinsam mit Partner*innen aus Indien und Indonesien ein neues Projekt auf den Weg gebracht, um die Gesundheit von Frauen in den Fabriken besser zu schützen.

Helfen Sie mit, sich für gerechtere und bessere Arbeitsbedingungen von Frauen einzusetzen.

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