FEMNET - Nachrichten FEMNET-Nachrichten

Übergangen und unsichtbar: Der Equal Care Day macht auf die Ungleichheit in der Sorge-Arbeit aufmerksam

Unbezahlte Care-Arbeit, ungleiche Bezahlung, sprachliche Übergriffe und Gewalterfahrungen müssen überwunden werden, wollen wir als Gesellschaft zufriedener und nachhaltiger leben und besser zusammenhalten. Für Frauen in wirtschaftlichen benachteiligten Ländern trifft dies in besonderem Maße zu.

„Ich kümmere mich.“ So selbstverständlich dieser Satz von Frauen, vermutlich mehrmals täglich, ausgesprochen wird, so selbstverständlich hat sich die Gesellschaft daran gewöhnt, dass Frauen für die Aufgaben der Fürsorge zuständig sind. Und dies größtenteils unentgeltlich.

Mehr als 12 Milliarden Stunden Sorge-Arbeit täglich, so eine Oxfam-Studie aus dem Jahr 2020, leisten Frauen und Mädchen weltweit, ohne dafür bezahlt zu werden. Ob waschen, putzen oder kochen, Kindern bei den Schularbeiten helfen, kranke Angehörige pflegen, Familienfeste oder Freizeitaktivitäten organisieren, trösten, auf Bedürfnisse anderer eingehen und Verantwortung übernehmen – für Gesellschaft wie Wirtschaft ist die von Millionen von Frauen innerhalb der Familie geleistet Pflege- und Fürsorgearbeit unverzichtbar. Und zählt doch nichts.

Dort, wo pflegende und betreuende Tätigkeiten entlohnt werden, sieht es nicht besser aus. Die hohen Anforderungen an die mehrheitlich weiblichen Fachkräfte werden nicht angemessen bezahlt.

Aufmerksamkeit ist nötig

Der Initiative Equal Care Day fordert mit dem 2016 eingeführten Aktionstag mehr Anerkennung und Wertschätzung für die Sorgearbeit, setzt sich für eine bessere Verteilung ein und will auch strukturell Veränderungen erreichen.

Der Gender Care Gap, wie auch der Gender Pay Gap, d.h. die Abwertung der von Frauen ausgeübten Fürsorgetätigkeiten, ebenso wie die Einkommensungleichheit, stellen ein länderübergreifendes Phänomen dar. Frauen im globalen Süden sind besonders hart getroffen. Die unfaire Verteilung von Care-Arbeit und Einkommen ist für sie äußerst bedrohlich und ein weiteres Risiko, in Armut zu geraten bzw. sie kaum überwinden zu können.

FEMNET-Projekte belegen Benachteiligung von Frauen als Care-Arbeiterinnen

In unserer Projektarbeit zeigt sich nachdrücklich, wie die schlechten Arbeitsbedingungen der weiblichen Beschäftigten in den Produktionsfabriken und Fürsorgearbeit zusammenhängen, mit schlimmen Folgen für die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen.

Missbrauch und Ausbeutung, die sich durch die Fabrikhierarchie im Textilsektor zieht, belasten Frauen schwer, psychisch wie physisch. Chronische Krankheiten, Zeit- und Geldmangel verhindern, dass Frauen sich weder um sich selbst noch um ihre Kinder und andere Familienmitglieder angemessen kümmern können. Und so wiegt die Bürde der Haushaltsarbeit und der Fürsorgearbeit doppelt schwer.

Die Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz ist ein wichtiger und wirksamer Weg, um Frauen und Mädchen in ein unabhängiges und gestärktes Leben zu führen. Schritt für Schritt hat FEMNET durch ihre Aufklärungsarbeit, durch Trainings oder durch die Einrichtung von Beschwerde-Komitees tausende Textilarbeiter*innen und Fabrikmanager*innen erreicht. Gemeinsam konnte z. B. für das Thema Gewalt nicht nur sensibilisiert, sondern Gewalt auch verhindert werden.

Zur Überwindung von Ungleichheit gehört auch die Gewährleistung eines umfassenden Gesundheitsschutzes, der die genderspezifischen Risiken berücksichtigt. Angemessene Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen für Arbeiter*innen im Bekleidungs- und Schuhsektor in Indien und Indonesien stehen daher im Fokus unserer Initiative für gendergerechte Gesundheit. Dabei wollen wir gemeinsam mit unseren Partner*innen genderspezifische Bedürfnisse in den Vordergrund stellen, Machtasymmetrien ausgleichen und Frauen auch körperlich stärken.

Die unsichtbare und unbezahlte Care-Arbeit, mehrheitlich geleistet von der weiblichen Bevölkerung, ist das Fundament jeder Gesellschaft. Schenken wir ihr am 29. Februar, dem geschenkten Tag, die Aufmerksamkeit, die sie verdient.

Jetzt spenden