Nachrichten zu unserer Arbeit - Unternehmensverantwortung

Über 50 Organisationen fordern Marken, Regierungen und Arbeitgeber in Bangladesch und Sri Lanka auf, für die Sicherheit von Textilarbeiter*innen zu sorgen

Das Leben von Textilarbeiter*innen ist gefährdet. Während sich die Delta-Virusvariante in Sri Lanka und Bangladesch ausbreitet, arbeiten die Bekleidungsfabriken mit voller Kapazität. Textilarbeiter*innen werden vom Lockdown ausgenommen, um die Aufträge von Markenherstellern zu erfüllen, die ihren Hauptsitz in Ländern mit hohen Impfraten haben.

In einem von der Clean Clothes Campaign initiierten Brief wenden sich Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen aus der ganzen Welt an die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft und fordern sie auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen.

Offener Brief an die Regierungen und Arbeitgeberverbände von Sri Lanka und Bangladesch sowie alle Bekleidungsmarken, die aus Bangladesch und/oder Sri Lanka beziehen

Die aktuelle Covid 19-Welle und die Ausbreitung der Delta-Variante in Südasien führen in Sri Lanka und Bangladesch zu einem Anstieg schwerer Erkrankungen und Todesfällen. Im August verzeichnete Bangladesch eine 20 %ige Positivrate und die bisher höchste Zahl an Todesfällen an einem Tag. Währenddessen verdoppelten sich die Infektions- und Todesraten in Sri Lanka.

Da beide Länder wichtige Exporteure von Textilien sind, sind die Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie, die kaum Zugang zu medizinischer Infrastruktur oder Impfstoffen haben, besonders stark betroffen. Sie erhalten im Krankheitsfall kaum Unterstützung. Aus wirtschaftlichen Gründen haben die Regierungen beider Länder die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie von den Lockdowns-Maßnahmen ausgenommen, indem sie sie als unentbehrliche Arbeitskräfte eingestuft haben. Deshalb müssen sie sich in überfüllten Fabriken zur Arbeit melden, wo sich das Virus leicht ausbreiten kann.

Trotz stetiger Aufrufe von Gewerkschaften und internationalen Arbeitnehmervertretern seit Beginn der Pandemie haben weder die nationalen Regierungen, noch die lokalen Fabrikmanager, noch die internationalen Bekleidungsmarken, die in Bangladesch und Sri Lanka einkaufen, etwas unternommen, um den Arbeitnehmer*innen einen angemessenen Arbeits- und Gesundheitsschutz oder Sozialprogramme anzubieten, die es ihnen ermöglichen würden, zu Hause zu bleiben.

Das Versäumnis, der Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer*innen Vorrang einzuräumen, zwingt die Arbeitnehmer*innen dazu, entweder eine Fabrik zu betreten, ohne Zugang zu erforderlicher Schutzausrüstung und ohne ausreichendem Social Distancing. Hinzu kommen minimale Test- und Impf-Kapazitäten. Oder sie stehen vor dem finanziellen Ruin – ohne Einkommen oder Sozialleistungen. Es ist unhaltbar, dass Arbeitnehmer*innen in Sri Lanka und Bangladesch zwischen Tod und Armut wählen müssen.

Als Gewerkschaften, die Arbeitnehmer*innen in Sri Lanka und Bangladesch vertreten, und als internationale Arbeitnehmervertreter*innen rufen wir Fabrikmanager, nationale Regierungen und internationale Bekleidungsmarken dazu auf, Folgendes zu tun:

  • die Bekleidungsindustrie in die Lockdowns einzubeziehen, um die Menschen vor Covid-19 zu schützen und die Bekleidungsproduktion unter dem Vorwand der Aufrechterhaltung wichtiger Dienstleistungen zu unterbinden;
  • Ausweitung der Impfungen und Tests für die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie, an ihren Arbeitsorten
  • Umsetzung der ILO-Normen zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und der Leitlinien des Konsortiums für Arbeitnehmerrechte für eine wirksame Infektionsbekämpfung in Bekleidungsfabriken, mit besonderem Augenmerk auf persönlicher Schutzausrüstung (PSA), räumlicher Distanzierung, dem Recht auf Entfernung von Gefahren und Mechanismen zur Beteiligung der Arbeitnehmer*innen sowie der Anpassung von Transportsystemen, sofern erforderlich;
  • Sicherstellen, dass Arbeitnehmer*innen, die aufgrund der neuen Covid-19-Beschränkungen gezwungen sind, der Arbeit fernzubleiben, weiterhin ihren vollen Lohn erhalten, entsprechend den Forderungen der Kampagne "Pay Your Workers";
  • Erlauben Sie den Arbeiter*innen, unsichere Arbeit freiwillig abzulehnen, und schließen Sie diejenigen, die ihre Arbeit aufgrund von Covid-19-Risiken aufgeben, nicht von Abfindungen oder anderen finanziellen Leistungen während der Krise aus, und bestrafen Sie sie nicht mit dem Verlust von Verträgen oder Arbeit, wenn die Krise abklingt.

Dies bedeutet Folgendes:

  • Die nationalen Regierungen müssen Tests und Impfungen von Textilarbeiter*innen ausweiten, Quarantänemaßnahmen ermöglichen, Anforderungen an Social Distancing in den Fabriken erhöhen und somit den Prozentsatz der in jeder Fabrik zugelassenen Arbeiter*innen reduzieren und anordnen, dass alle Arbeiter*innen während der Schließungen den vollen Lohn erhalten. Darüber hinaus sollten die Regierungen den Bekleidungssektor in die nationalen Lockdownmaßnahmen einbeziehen und die Regeln des Lockdowns gleichmäßig anwenden, um die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie während der Pandemie zu schützen.
  • Die Bekleidungsmarken müssen die Vorlaufzeiten für Bestellungen während des Lockdowns verlängern, um die Reduzierung von Arbeitskräften oder die vorübergehende Schließung von Fabriken zu ermöglichen, die zum Schutz der Arbeitnehmer*innen erforderlich sind. Die Marken müssen die Fabriken ihrer Zulieferer überwachen, um gemeinsam mit ihnen sicherzustellen, dass die Arbeiter*innen, die ihre Kleidung herstellen, dies sicher tun können, und dass diejenigen Arbeiter*innen, die aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen nicht zur Arbeit kommen können, dennoch vollständig bezahlt werden. Auch wenn sich dieses Schreiben angesichts der aktuellen Krise auf Bangladesch und Sri Lanka konzentriert, müssen die Bekleidungsmarken ihrer Sorgfaltspflicht in allen Ländern nachkommen und die Sicherheit und Bezahlung der Arbeiter*innen während der Pandemie in allen Ländern, aus denen sie ihre Ware beziehen, überwachen, um sicherzustellen, dass die Arbeiter*innen nicht ihr Leben riskieren müssen, um die Aufträge der Marken zu erfüllen.
  • Die Fabrikbesitzer müssen alle neuen Gesundheitsvorschriften einhalten und sicherstellen, dass die Arbeitnehmer*innen Zugang zu persönlicher Schutzausrüstung haben und in einem sicheren Abstand arbeiten können. Alle Arbeiter*innen müssen während des Lockdowns ihren vollen Lohn erhalten.

Dies sind notwendige Maßnahmen, die von internationalen Marken, nationalen Regierungen und lokalen Fabrikmanagern ergriffen werden müssen, um das Leben und die Lebensgrundlagen der Arbeiter*innen zu schützen, von deren Arbeit sie profitieren.

Da es sich um eine dringende Angelegenheit handelt, bitten wir Sie, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die oben genannten Schritte ohne weitere Verzögerung umgesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Sri Lanka

Ceylon Bank Employees' Union

Ceylon Federation of Trade Unions

Commercial & Industrial Workers Union

Dabindu Collective

Free Trade Zones & General Service Employees Union

National Union of Seafarers Sri Lanka/The Progress Union

Solidarity Center

Sri Lanka Nidahas Sewaka Sangamaya

StandUp Movement Lanka

United Federation of Labour

Women's Centre Sri Lanka

Bangladesh

Akota garment workers federation

Bangladesh Centre for Workers Solidarity (BCWS)

Bangladesh Garment & Industrial Workers' Federation (BGIWF)

Bangladesh Mukto Garment Sromik Union Federation (BIGUF)

Bangladesh Revolutionary Garments Workers Federation (BRGWF)

Garment Sramrk Sonhohiti Federation/Garment Workers Solidarity Federation (GSSF/GWSF)

National Garment Workers Federation (NGWF)

 

 

International civil society

Association of Conscious Consumers/Tudatos Vásárlók Egyesülete, Hungary

Campagna Abiti Puliti, Italy

cum ratione, Germany

CCK / Clean Clothes Kampagne Austria

Clean Clothes Campaign International Office

Collective for Social Interventions, Bulgaria

Comhlamh, Ireland

Coordinamento nord sud del mondo, Italy

Corporate Accountability Lab

Fair, Italy

Fair Action, Sweden

FEMNET e.V.

Gender Alliance for Development Center, Albania

Gewerkschaft PRO-GE, Austria

GLOBAL 2000, Friends of the Earth Austria

Global Aktion, Denmark

Informationsgruppe Lateinamerika – IGLA, Germany

Kampagne für Saubere Kleidung, Germany

Labour behind the Label, UK

Labour Education Foundation, Pakistan

Maquila Solidarity Network

NaZemi, Czech Republic

No Sweat, UK

Open Gate - La Strada Macedonia

PayUpFashion Coalition, US

Project Cece, Netherlands

Remake, US

Schone Kleren Campagne, Netherlands

Sertac Sunman Export, Turkey

SOMO, Netherlands

Stitched Up Community Benefit Society, UK

Südwind, Austria

Traidcraft Exchange

UNI Global Union

United Steelworkers, Canada

WageIndicator Foundation

War on Want, UK

WORKERS ASSISTANCE CENTER, INC., Philippines

Worker Rights Consortium

Workers United – SEIU, US

Yaung Chi Oo Workers Association, Myanmar

 

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