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Ein Kampf für Löhne, die zum Überleben reichen

Demonstration in Dhaka, Bangladesch im März 2018. Foto: © NGWFNGWF-Demonstration in Dhaka, Bangladesch im März 2018. Foto: © NGWFArbeiter*innen und Gewerkschaften in Bangladesch fordern seit Jahren eine Erhöhung des Mindestlohns im Bekleidungssektor. Gegenüber dem jetzigen Mindestlohn von 5.300 Taka, etwa 52 Euro, fordern die Gewerkschaften eine Verdreifachung auf 16.000 Taka, etwa 157 Euro. Nach westlichen Maßstäben klingt das nach einer drastischen Erhöhung. Tatsächlich wurde aber der Mindestlohn seit fünf Jahren nicht mehr erhöht, während die hohe Inflationsrate für ständig steigende Lebenshaltungskosten im Land sorgt. So bleibt den Familien, die sich von den ohnehin extrem niedrigen Löhnen in der Bekleidungsindustrie ernähren müssen, jedes Jahr weniger zum Leben. Mim Akter, Gewerkschafterin und Näherin aus Dhaka brachte es während ihres Deutschlandbesuchs im November 2017 auf den Punkt: „Am Ende des Monats hungern wir oder wir nehmen einen Kredit auf.“

„Da die Löhne durch die Inflation in den letzten Jahren faktisch um acht Prozent gesunken sind, ist diese Forderung der Gewerkschaften eher moderat“, meint auch Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von FEMNET.

Als im Dezember 2016 in der Textilregion Ashulia in Bangladesch Tausende Arbeiter*innen für einen höheren Mindestlohn streikten, schlugen Fabrikbesitzer und Regierung unbarmherzig zurück, um Arbeiter*innen und Gewerkschaften einzuschüchtern. 1.500 Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen wurden gefeuert, 600 Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen angeklagt, Dutzende inhaftiert und erst nach massivem internationalen Druck wieder freigelassen. Die bangladeschische Aktivistin Kalpona Akter, Geschäftsführerin der FEMNET-Partnerorganisation Bangladesh Center for Workers Solidarity (BCWS), betont: „Die Solidarität von Konsument*innen, internationalen Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und auch Markenunternehmen, die ihre Kleidung in Bangladesch produzieren lassen, ist ein immens wichtiger Faktor, wenn es darum geht, positive Veränderungen für die Arbeiter*innen zu erreichen!“

Auch im März 2018 gingen wieder tausende Arbeiterinnen auf die Straße, um für die Erhöhung des Mindestlohnes zu kämpfen. FEMNETs Kooperationsparter National Garment Workers Federation (NGWF), die größte nationale Gewerkschaft Bangladeschs für Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie, war an vorderster Front dabei.

Die Streiks dauern an und werden nicht aufhören, bis die Regierung einen Mindestlohn festlegt, der den Arbeiter*innen ein Überleben ermöglicht. Die Vergangenheit zeigt, wie wichtig es ist, sich zu solidarisieren und international Druck aufzubauen, damit sich die Regierung des Landes bewegt: Während die Gewerkschaften ein Abkommen zu Gebäudesicherheit schon seit 2011 gefordert hatten, hat erst die Tragödie von Rana Plaza 2013 für ein Umdenken gesorgt. Regierung und Hersteller reagierten auf den massiven internationalen Druck und brachten einen Vertrag über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch auf den Weg, das Accord-Abkommen.

Wenn Sie die Partnerorganisationen von FEMNET in Bangladesch unterstützen möchten, spenden Sie für den Solidaritätsfonds:

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