Unfallversicherungen

Eine universelle und umfassende Arbeitsunfallversicherung schützt Arbeiter*innen und ihre Familien vor Armut.
  -Aika-Maresa Fischbeck -

Unfallversicherung in Bangladesch - Employment Injury Scheme (EIS)

Nach dem Fabrikeinsturz von Rana Plaza im Jahr 2013 wurde in Bangladesch das rechtlich bindende Sicherheitsabkommen für Bekleidungsarbeiter*innen, der sogenannte Accord, ins Leben gerufen. Obwohl dieses Abkommen die Sicherheit in den Fabriken verbessert hat, bleiben Unfälle unvermeidlich. Aus diesem Grund unterstützt FEMNET ein wegweisendes Pilotprojekt der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), das die Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen durch die Einführung einer Arbeitsunfallversicherung verbessern soll.

Die Sicherheit in den Fabriken hat sich in den letzten zehn Jahren durch das noch 2013 eingeführte Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit, dem Accord, nachweislich verbessert. Durch konsequente Kontrollen und Maßnahmen, lassen sich Unfälle aber nicht vollständig verhindern. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass im Falle von Arbeitsunfähigkeit oder Todesfällen absichernde Mechanismen für Arbeiter*innen und deren Familien vorhanden sind.

Recht auf Arbeitsschutz

Laut Artikel 25 der UN-Erklärung hat jede*r das Recht auf Sicherheit im Falle von Krankheit und Invalidität und auch in den Kernarbeitsnormen der ILO (International Labour Organisation) ist das Recht auf Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit verankert. Laut dem ILO-Übereinkommen 121 haben Arbeiter*innen oder Hinterbliebene das Recht auf Leistungen bei (teilweiser) Arbeitsunfähigkeit als Resultat von Arbeitsunfällen.

Derzeitige Entschädigungszahlungen bestehen aus einmaligen Pauschalbeträgen, die dazu häufig zu gering ausfallen und verletzte Arbeiter*innen und ihre Familien somit schnell in existenzielle Not bringen können. Damit erfüllen die gesetzlichen Regelungen in Bangladesch nicht die Anforderungen internationaler Standards. In vielen Produktionsländern ist eine universelle und umfassende Unfallversicherung seit Jahren etabliert. In Bangladesch hingegen sind Arbeiter*innen und ihre Familien nicht wirksam vor Armut aufgrund von Arbeitsunfällen schützt.

Auch Frauen sind davon betroffen, denn sie machen einen Großteil der Beschäftigten im Bekleidungssektor aus. Zahlreiche Frauen leiden noch heute unter den Verletzungen, die sie bei dem Einsturz des Rana Plaza Fabrikgebäudes erlitten haben.

In der Produktion sind es vor allem Männer, die Verletzungen durch die Handhabung von Maschinen erleiden. Die bangladeschische Gesellschaft ist stark von patriarchalen Werten geprägt - der Mann gilt als Familienoberhaupt. Wenn die Familie ihn durch einen Arbeitsunfall verliert, kann dies zu erheblichen sozialen und finanziellen Rückschlägen führen.

Einführung einer Unfallversicherung – Das Employment Injury Scheme (EIS)

In Bangladesch wurde 2021 das Pilotvorhaben EIS (Employment Injury Scheme) ins Leben gerufen. Der durch internationale Marken (wie C&A, H&M, Primark, Tchibo, KiK und Puma) finanzierte Fonds zahlt monatliche Kompensationszahlungen aus und zeigt auf, dass ein angemessener Versicherungsschutz Arbeiter*innen und ihre Familien vor Armut bewahren kann. Das 5-jährige Pilotprojekt soll den Weg ebnen für eine nachhaltige arbeitgeberfinanzierte Unfallversicherung in Bangladesch.

FEMNET unterstützt seit Mitte 2023 die Initiatoren des EIS Piloten, u.a. die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, bei der Umsetzung der Maßnahmen in Kooperation mit dem bangladeschischen Arbeitsministerium sowie den Vertreter*innen der Arbeitgeber*innen sowie Arbeitnehmer*innen.

Unsere Ziele:

  1. Schutz von Bekleidungsarbeiter*innen und ihren Familien vor Armut infolge von Arbeitsunfällen, die zu Arbeitsunfähigkeit, einer Behinderung oder dem Tode führen
  2. Förderung des Bewusstseins für das Recht auf Arbeitsschutz in Bangladesch und auf internationaler Ebene
  3. 2026 gibt es eine arbeitgeberfinanzierte Unfallversicherung in Bangladesch
  4. Die Einführung einer Unfallversicherung eröffnet Debatten über weitere Themen im Bereich Gesundheit und sozialer Sicherung

Unsere Aktivitäten

Workshopteilnehmerin dokumetiert ein Ergebnis an einem Flipchart

Aktivitäten in Bangladesch

Durch Trainings mit Multiplikator*innen und Workshops für Arbeiter*innen sensibilisieren wir diese für das EIS. Die App „Sromik Jigashya“, die bereits von tausenden Arbeiter*innen genutzt wird, erhält eine Tool-Erweiterung zur Unfallversicherung.

 

Textilarbeiterin in einer Fabrik in Bangladesch

Aktivitäten in Deutschland und auf internationaler Ebene

Durch den Austausch mit Partnerinnen wie der Clean Clothes Campaign und dem Textilbündnis teilen wir Fortschritte des Projekts. Durch Webinare und Gespräche werden weitere Unternehmen überzeugt, sich an dem EIS zu beteiligen. Eine Speakers' Tour mit Gewerkschafterinnen informiert über den Stand der Unfallversicherung in Bangladesch. Bildungs- und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, einschließlich eines Bildungsmoduls für Hochschulen, tragen zur Verbreitung der Projektergebnisse bei.

 

Auf einen Blick

- Themenbereich:
Unfallversicherung in Bangladesch
- Land:
Bangladesch
- Laufzeit:
September 2023 – August 2024
- Partnerorganisationen:
- Projektförderung:
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen des Shurokkha Projektes)
- Projektverantwortliche:
Aika-Maresa Fischbeck, FEMNET
- Mehr zum Projekt:
Projektflyer "Das Employment Injury Scheme (EIS) - Arbeitsunfallversicherung in Bangladesch"Link zur Projektwebsite Link zur Shurokkha-Website

Das Projekt wird gefördert über das Shurokkha Projekt.

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Im Auftrag von

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Durchgeführt von
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