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FEMNET und die Clean Clothes Campaign verurteilen Arbeitgebervorschlag zum Mindestlohn für Arbeiter*innen in Bangladesch und rufen Unternehmen zum Handeln auf

Gewerkschaftsvertretreter*innen demonstrieren für einen Mindestlohn von 16.000 Taka am 27.7.2018. Foto: © NGWF Gewerkschaftsvertretreter*innen demonstrieren für einen Mindestlohn von 16.000 Taka am 27.7.2018. Foto: © NGWF

Die Arbeitgeber-Vereinigung der Bekleidungsindustrie Bangladeschs (BGMEA) hat äußerste Geringschätzung für das Wohlergehen der Arbeiter*innen und deren Leben außerhalb der Fabriken gezeigt. Am Montag, 16. Juli, unterbreitete BGMEA (Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association) den Vorschlag, den Mindestlohn für die Arbeiter*innen auf 6.360 Taka festzusetzen (ungefähr 64€). Weder erreicht dieser Betrag annähernd ein Existenzlohn-Niveau in Bangladesch, noch behebt er die Vernachlässigung der erforderlichen legalen Mindestlohn-Erhöhung in den letzten 5 Jahren.

Der derzeitige Mindestlohn von 5.300 Taka (ca. 54€) wurde im Jahr 2013 festgesetzt. Dieser wurde weitreichend kritisiert, denn er reicht nicht einmal aus, um die grundlegenden Bedürfnisse der Arbeiter*innen zu decken. Dieser Mindestlohn setzt sich zusammen aus einem Grundlohn (3.000 Taka = ca. 30€) zuzüglich Zahlungen für Transport, medizinische Ausgaben und Nahrung.

Die Gesetzesnovellierung von 2013 sieht vor, dass die Grundlohn-Komponente jedes Jahr um 5% erhöht wird. Jedoch berichteten Arbeiter*innen, dass ihnen diese jährliche Erhöhung seit 2013 vorenthalten wird. Das lässt den Vorschlag des BGMEAs in ein noch schlechteres Licht rücken.

Wir verurteilen den Vorschlag des BGMEA sowie den gesamten bisherigen Lohn-Überarbeitungsprozess aufs Schärfste. Die vorgeschlagene Erhöhung des Grundlohns von 3.000 auf 3.600 Taka, die die Arbeitgeber*innen vorgeschlagen haben, ist nichts als ein Aufholen der gesetzlichen Vorgaben - mit einer Verspätung, die die Arbeiter*innen in den letzten Jahren  Hunderte von Dollars kostete,“ sagt Ineke Zeldenrust der internationalen Clean Clothes Campaign.

Eine Arbeiter*in, die von der Regierung und entgegen dem Willen der Gewerkschaftsvertretungen  als Arbeiter*innenvertretung in das Wage Board berufen wurde, hatte einen Vorschlag zur Lohnerhöhung auf 12.020 Taka (ca. 122€) eingereicht. Dieser Vorschlag steht im Widerspruch zu dem weitreichenden Konsens zwischen den Gewerkschaften, einschließlich dem bangladeschischen Rat des globalen Gewerkschaftsverbands IndustriAll, dass der neue Mindestlohn auf 16.000 Taka (ca. 161€) festgesetzt werden sollte.

Die Clean Clothes Campaign forderte im April Unternehmen mit bedeutenden Produktionsaufträgen in Bangladesch per Brief dazu auf, eine Vorreiterrolle einzunehmen, indem sie

  • öffentlich die Forderungen der Arbeiter*innen nach den 16.000 Taka Mindestlohn unterstützen.
  • sich längerfristig dazu verpflichten, aus Bangladesch auch nach der Lohnerhöhung Waren einzukaufen.
  • bereit sind, ihren FOB (Free on Board)-Preis zu erhöhen, um die Lohnerhöhung praktisch umsetzbar zu machen.
  • ihre Sorge hinsichtlich der Unterdrückung und Schikane von Gewerkschaftsführer*innen öffentlich ausdrücken.

Bis jetzt haben mehrere Unternehmen ihre allgemeine Unterstützung für eine Lohnerhöhung zugesagt, jedoch haben sie nicht alle oben genannte erforderliche Schritte unternommen.

„Wenn Unternehmen das aufrichtige und faire Engagement der Arbeiter*innen im  Verhandlungsprozess unterstützen wollen, müssen sie jetzt ihre Stimme erheben. Schweigen bedeutet Tatenlosigkeit!“, sagt Ineke Zeldenrust und ergänzt: „Unternehmen haben die Verantwortung sicherzustellen, dass die Arbeiter*innen, die die Kleidung produzieren, die sie verkaufen, einen Existenzlohn bekommen. Wir rufen erneut alle Unternehmen, die in Bangladesch produzieren lassen, dazu auf, ihren eigenen Standards nachzukommen und zu handeln, bevor das Mindestlohn-Gremium Ende August wieder zusammenkommt.“

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