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Hungerstreik gegen Hungerlöhne – Solidarität mit den Arbeiter*innen in Bangladesch!

16.000 Taka und nicht weniger: Arbeiter*innen in Bangladesch protestieren seit Monaten für einen gerechteren Mindestlohn. Foto: © NGWF16.000 Taka und nicht weniger: Arbeiter*innen in Bangladesch protestieren seit Monaten für einen gerechteren Mindestlohn.
Foto: © NGWF

Nach langem Ringen um eine Erhöhung des katastrophal niedrigen Mindestlohns in der bangladeschischen Bekleidungsindustrie, hat die zuständige Kommission im September nun den zukünftig geltenden Mindestlohn verkündet: 8.000 Taka (etwa 82 Euro) – die Hälfte dessen, was die Gewerkschaften vor Ort forderten! Der Gesamtbetrag liegt nicht nur weit unter einer glaubwürdigen existenzsichernden Lohnschätzung, sondern kann de facto kaum als tatsächliche Erhöhung betrachtet werden, sondern eher als Ausgleich der Inflation in den vergangenen fünf Jahren. Als Reaktion auf diesen viel zu niedrig angesetzten Mindestlohn, treten Näher*innen in Bangladesch nun in einen Hungerstreik für gerechtere Löhne, wie FEMNETs Partnerorganisation, die National Garment Workers Federation (NGWF), nun verkündete.

NGWF, Bangladeschs größte Gewerkschaft für den Bekleidungssektor, erläuterte die Forderungen der Arbeiterinnen und Arbeiter im Rahmen einer Pressekonferenz:

  • Der deklarierte Lohn muss erhöht werden:
    Der von den Arbeiter*innen geforderte Mindestlohn von 16.000 Taka wäre zumindest eine Angleichung an die Löhne der Nachbarländer sowie an andere Branchen des Landes (Zahlen dazu, siehe die PM von NGWF, PDF-Datei), die allesamt wirtschaftlich deutlich weniger bedeutsam für Bangladesch sind als die Bekleidungsindustrie.
  • Es müssen die Löhne aller Arbeiter*innen erhöht werden:
    Der erklärte Lohn von 8.000 Taka gilt nur für eine bestimmte Gruppe von Arbeiter*innen („helpers“), die lediglich 3% bis 5% der gesamten Arbeiterschaft einer Bekleidungsfabrik ausmachen. Die Kommission muss unverzüglich auch die erhöhten Mindestlöhne für andere Arbeiter*innen festsetzen!
  • Mehr Geld für Überstunden:
    Die Lohnstruktur muss der Praxis massiver Überstunden entgegenwirken, um die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter*innen zu gewährleisten. Der Mindestlohn von Bekleidungsarbeiterinnen in Bangladesch setzt sich aus einem Grundlohn und mehreren Zulagen zusammen. Während der Grundlohn in früheren Jahren noch bei 60 Prozent des Mindestlohns lag, beträgt er jetzt nur noch 51 Prozent. Der neue Mindestlohn erhöht den Anteil der Zulagen auf Kosten des Grundlohns und bewirkt so das genaue Gegenteil: Er macht Überstunden noch billiger für Arbeitgeber als zuvor.

„Wir halten den nun festgesetzten Mindestlohn für inakzeptabel und unterstützen die Forderung der Gewerkschaften“, sagt Gisela Burckhardt, Vorsitzende von FEMNET. „Internationale und deutsche Modeunternehmen haben wiederholt ihre Unterstützung für einen existenzsichernden Lohn und für faire Verhandlungen mit legitimen Gewerkschaften zum Ausdruck gebracht, sodass sie nun weder einen Mindestlohn von 8.000 Taka billigen können, noch eine Lohnstruktur, die von legitimen Vertreter*innen der Arbeiterschaft entschieden abgelehnt werden!“

FEMNET und die Kampagne für Saubere Kleidung fordern, dass Bekleidungsmarken öffentlich und konkret zeigen, dass sie ihren eigenen ethischen Standards entsprechen und die Achtung der Menschenrechte in ihren Lieferketten - einschließlich des Rechts auf einen existenzsichernden Lohn - sicherstellen. Wenn es den Marken ernst damit ist, gerechte Löhne und einen fairen Verhandlungsprozess zu unterstützen, ist es jetzt der entscheidende Moment, die Arbeiter*innen in Bangladesch und ihre Gewerkschaften öffentlich zu unterstützen.

Zeigen Sie sich solidarisch mit den Arbeiter*innen in Bangladesch und setzen Sie sich für den Kampf um bessere Löhne ein: Unser Solidaritätsfonds unterstützt NGWF und Arbeiter*innen vor Ort.

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Stand: 08.10.2018

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