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© Pieter van de Boogert

FEMNET ruft Unternehmen auf, sich für ein verbindliches Nachfolge-Abkommen zum Bangladesh ACCORD einzusetzen

Denn: zahlreiche Unternehmen, die Mitglied im Textilbündnis sind, haben nach der Katastrophe von Rana Plaza den ACCORD unterstützt. Jetzt müssen sie auch einer Verlängerung zustimmen!

Der von den internationalen Gewerkschaftsverbänden UNI Global Union und IndustriALL aufgestellte Bangladesh ACCORD hat unbestreitbar die Sicherheit in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch seit Rana Plaza verbessert - aber dieses innovative und effektive Abkommen läuft am 31. Mai aus. Wenn bis dahin kein Nachfolgeabkommen zwischen den Gewerkschaften und den Markenunternehmen vereinbart wird, besteht die reale Gefahr, dass die Bekleidungsindustrie in Bangladesch in das dunkle Zeitalter zurückfällt, das zur Rana-Plaza-Katastrophe führte, bei der am 24. April 2013 über tausend Arbeiter getötet und 2.500 verletzt wurden.

Auch als Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien hat FEMNET an Unternehmen, die auch den ACCORD unterzeichnet haben, appelliert, das innovative Modell eines verbindlichen Vertrages zwischen einzelnen Markenunternehmen und Gewerkschaften fortzusetzen und auf andere Produktionsländer mit unsicheren Fabriken auszuweiten. Hier kommt insbesondere Pakistan in Betracht. Aber tödliche Fabrikunfälle in Marokko und Ägypten in den letzten Wochen zeigen, wie global das Problem unsicherer Fabriken ist.
Die lokalen Aktivitäten des ACCORD in Bangladesch wurden im vergangenen Jahr an den RMG Sustainability Council (RSC) übertragen - eine dreigliedrige Organisation aus Gewerkschaften, Fabrikbesitzern und Markenunternehmen. Sobald der ACCORD jedoch ausläuft, wird dem RSC ein robuster Durchsetzungsmechanismus fehlen, um sicherzustellen, dass die Fabriken Wiedergutmachung leisten und die Markenunternehmen sich an den Kosten beteiligen.

Schon jetzt zeigt sich, dass der Einfluss der Fabrikbesitzer auf den RSC enorm ist. Etablierte Verfahrensweisen des ACCORDs werden geändert und – besonders Besorgnis erregend – das Vertrauen von Arbeiter*innen in den durch den ACCORD etablierten Beschwerdemechanismus untergraben. Eindrucksvoll berichtete davon Kalpona Akter vom Bangladesh Center for Worker Solidarity auf der Mitgliederversammlung des Textilbündnisses am 21.04. Ein jüngst veröffentlichter Bericht der Witness Signatories des ACCORDs zeigt, dass trotz des Fortschritts des ACCORDs noch lebensrettende weitere Renovierungsmaßnahmen bei vielen Fabriken ausstehen. Ein verbindliches Nachfolgeabkommen des ACCORD kann in solchen Fällen den nötigen Druck erzeugen.

Wir sind daher bestürzt, dass von Seite der Markenunternehmen nun scheinbar Vorschläge auf dem Tisch liegen, die eine Rückkehr zum gescheiterten Modell der Selbstüberwachung bedeuten, das zu Rana Plaza führte. Statt einer rechtlichen Verantwortung gegenüber Gewerkschaften und einer Fortführung des unabhängigen ACCORD Sekretariats wird scheinbar eine undurchsichtige „Brand Association“ vorgesehen, welche die Einhaltung von Commitments überprüfen soll.

Die globalen und lokalen Gewerkschaften haben bereits angekündigt, sich aus dem RSC zurückzuziehen, sollte es kein separates globales Abkommen zwischen Marken und Gewerkschaften geben, das es Gewerkschaften ermöglicht, einzelne Marken zur Rechenschaft zu ziehen. Ohne Unterstützung der Gewerkschaften wäre dem RSC die Grundlage entzogen. Ohne RSC und ohne ACCORD fehlt Markenunternehmen aber eine glaubwürdige Maßnahme, um das Risiko von Gebäude- und Feuersicherheit in Bangladesch weiterhin wirksam zu minimieren.

Gerade von Mitgliedsunternehmen des Textilbündnisses erwartet FEMNET; dass sie den ACCORD und das durch ihn etablierte Modell weiterhin schätzen und fortsetzen wollen. Noch 2018 hat das Textilbündnis sich öffentlich gegenüber der Regierung in Bangladesch für eine Fortsetzung des Accords eingesetzt.

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