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Nie wieder Rana Plaza, mehr Gebäudesicherheit

Mutter, die ihre Tochter beim Einsturz des Rana Plaza Gebäudes verloren hat. Foto: © FEMNETMutter, die ihre Tochter beim Einsturz des Rana Plaza Gebäudes verloren hat. Foto: © FEMNETBonn. Vor genau sechs Jahren starben 1.134 Näher*innen in den Trümmern eines Fabrikgebäudes in Savar, Dhaka, Bangladesch. Mehr als 1.800 Menschen wurden verletzt. In dem Gebäude „Rana Plaza“ produzierten fünf Textilfabriken, viele für große Modefirmen, deren Produkte auch in unseren Kleiderschränken hängen.

Nach der Katastrophe beteuerte die gesamte Modeindustrie, „Nie wieder Rana Plaza!“. Doch wie sieht die Situation heute aus? Sechs Jahre nach der schrecklichen Katastrophe dominieren Repression und Armutslöhne in der Bekleidungsindustrie von Bangladesch. Die Fortschritte, Fabriken sicher zu machen, sind bedroht.

Das Bangladesch Gebäudesicherheitsabkommen (ACCORD) wurde drei Monate nach der Rana-Plaza-Katastrophe abgeschlossen. Es ist einmalig, weil es für die Unterzeichnenden einklagbar ist sowie zwischen globalen Gewerkschaften – IndustriALL und UNI –, Gewerkschaften aus Bangladesch und 193 internationalen Modehändlern abgeschlossen wurde. Die Clean Clothes Campaign war bei seinem Abschluss ebenfalls beteiligt.

Bislang wurden 1.600 Fabriken inspiziert. Von den 100.000 identifizierten Mängeln konnten 89 Prozent behoben werden. Über 1,7 Millionen Arbeiter*innen nahmen an Sicherheitstrainings des Abkommens teil. Über 50 Prozent der Fabriken aber haben immer noch kein adäquates Feueralarmsystem und in 40 Prozent sind strukturelle Renovierungen noch nicht fertiggestellt.

Bangladesch Gebäudesicherheitsabkommen in Gefahr – Leben der Arbeiter*innen bedroht

Die Regierung Bangladeschs und der nationale Verband der Textilproduzenten BGMEA wollen das Gebäudesicherheitsabkommen (AACORD) aus dem Land verdrängen und somit die Weiterarbeit vor Ort unterbinden. Sie wolle diese Arbeit selbst übernehmen, begründet die Regierung ihr Vorgehen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie bewies jedoch, dass Bangladeschs Regierung die Kapazitäten dazu fehlen, die Arbeit des Abkommens auf gleichem Niveau fortzusetzen. Und vor allem: Sie hat nicht den politischen Willen dazu. „Wenn das Gebäudesicherheitsabkommen das Land verlassen muss, heißt das, wir bringen die Arbeiterinnen und Arbeiter erneut in Lebensgefahr“, sagt Kalpona Akter, Arbeitsrechtsaktivistin der bangladeschischen Organisation Bangladesh Center for Worker Solidarity (BCWS).

Unsere Forderung: Fortsetzung der Arbeit des ACCORD!

Schlimmste Repressionen in Bangladesch seit mehr als zehn Jahren

Ob teure oder billige Kleidung: Sie wird oft nicht nur unter Lebensgefahr, sondern zu Armutslöhnen, meist von Frauen, hergestellt. Der Lohn den sie erhalten, reicht oft nicht einmal, um Miete oder Nahrung zu bezahlen. Letztes Jahr erhielten die Arbeiter*innen in Bangladesch zum ersten Mal seit Rana Plaza eine Erhöhung des Mindestlohns. Er liegt jedoch immer noch unter einem Viertel eines existenzsichernden Lohns. Als Arbeiter*innen im Januar gegen diese viel zu geringe Mindestlohn-Anhebung auf die Straße gingen, begegnete ihnen die Regierung mit Gewalt und Repression. Ein Arbeiter starb und viele andere wurden verletzt. Über 65 Arbeiter*innen wurden verhaftet, mehr als 11.600 wurden gekündigt und auf eine Schwarze Liste gesetzt.

Unsere Forderung: Freilassung der verhafteten Beschäftigten, Wiedereinstellung aller entlassenen Arbeiter*innen!

Unternehmen, Bundesregierung und EU müssen stärker aktiv werden

Kurzfristig müssen Unternehmen, Bundesregierung und EU noch stärker aktiv werden, um die Fortsetzung des Gebäudesicherheitsabkommens in Bangladesch zu fordern. Die Repression gegen Arbeiterinnen und Arbeiter muss aufhören. Das deutsche Bündnis für nachhaltige Textilien sollte nochmals diese Anstrengungen aktiv vorantreiben.

Langfristig ist eine verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht der Modemarken und -händler entlang ihrer Lieferketten das Gebot der Stunde. Mehr einklagbare Abkommen und Gesetze zur menschenrechtlichen Verantwortung der Modehändler entlang ihrer Lieferketten müssen her, Siegel und Zertifikate reichen nicht aus..

Weitere Informationen: 

Kontakt:

Katharina Edinger, FEMNET, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Tel. +49 175 8465560

Artemisa Ljarja, Kampagne für Saubere Kleidung, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Tel. +49 178 823 30 79

Christie Miedema, Clean Clothes Campaign, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Tel. +31 6 42060638 or + 31-20-4122785

 

Pressemitteilung der Kampagne für Saubere Kleidung vom 24.04.2019

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