Nachrichten - Wer passt auf? Wer passt auf? Mütter und Kinder in Fabriken

Neues Kooperationsprojekt mit Cividep in Indien, Bangalore: Bildung und Betreuung für Kinder von Textilfabrikarbeiterinnen

Textilarbeiterinnen in Indien. Foto © CIVIDEPTextilarbeiterinnen in Indien. Foto © CIVIDEPMit Cividep in Bangalore, Südindien hat FEMNET ein neues Projekt begonnen. Es wird als Kleinprojekt aus Mitteln des BMZ unterstützt und läuft über das gesamte Jahr 2015. Es handelt sich um den Einsatz für die Schaffung von Kinderkrippen in Textilfabriken in Bangalore, die laut Gesetz vorgeschrieben sind, aber nicht umgesetzt werden. Näherinnen wissen oft nicht, wo sie ihre Kleinkinder lassen sollen und falls es eine Betreuung gibt, ist sie dermaßen schlecht, dass die Frauen ihre Kinder nicht der Fabrik anvertrauen wollen.

Projektziel ist die Sicherstellung frühkindlicher qualitativ guter Betreuungseinrichtungen für ca. 160 Kinder von Textilarbeiterinnen unter sechs Jahren in vier Fabriken oder in ihrem Umfeld in Bangalore. Beispielhaft wird gemäß den Bestimmungen des nationalen Arbeitsrechts und der Standards von UNICEF ein Modell für Kinderbetreuung entwickelt.

Multiplikator*innen von Gewerkschaften werden durch Trainings befähigt, dieses Recht auf Kinderbetreuung bei den Herstellern einzufordern.

Internationale Markenhersteller werden durch eine Bedarfsanalyse (Baseline-Studie) über die Situation der Kinderbetreuung und die Auswirkungen für die arbeitenden Mütter bei ihren Zulieferern auf ihre Vorsorgepflicht hingewiesen und aufgefordert, dafür zu sorgen, dass ihre Hersteller in Bangalore Einrichtungen für frühkindliche Bildung und Betreuung in den Fabriken oder im unmittelbaren Umfeld gemäß den gesetzlichen Vorgaben etablieren.

Mit ca. 1.200 Bekleidungsfabriken ist Bangalore heute eins der Zentren für die Bekleidungsindustrie in Indien. Kinderbetreuungseinrichtungen in Fabriken sind, obwohl gesetzlich vorgeschrieben, unzureichend in Bezug auf Qualität und Kapazität. Gewerkschaften setzen sich nicht ausreichend für die Gründung von Betreuungseinrichtungen ein, da ihnen die entsprechenden Kompetenzen fehlen – außerdem gibt es nahezu keine Fabrikgewerkschaft für Textilarbeiter*innen in Bangalore.

Die vier an dem Projekt beteiligten Fabriken stehen beispielhaft für die Probleme der Textilindustrie in Bangalore: sehr hohe Produktionsquoten, kein existenzsichernder Lohn, Diskriminierungen und sexuelle Belästigungen der Arbeiter*innen. Es gibt in keiner der Fabriken eine frühkindliche Betreuungseinrichtung für die Kinder der Arbeiter*innen und auch keine Arbeitnehmer*innenvertretung. Das Fehlen von Betreuungseinrichtungen für Kinder unter 6 Jahren stellt die arbeitenden Mütter vor große Schwierigkeiten und bedeutet eine zusätzliche große Belastung.

Der lokale Projektträger Cividep ist eine im Jahr 2000 registrierte gemeinnützige NRO. Cividep klärt Arbeiter*innen über ihre Rechte auf und führt Studien zu den Arbeitsbedingungen in der Elektronik-, Textil- und Lederindustrie durch. Cividep führt Bildungs- und Advocacy-Maßnahmen, Forschungsprojekte sowie Kampagnen durch, um Unternehmensverantwortung sicherzustellen und unterstützt Arbeiter*innen dabei, ihre Arbeitsrechte durchzusetzen. Cividep wurde über zehn Jahre lang von Oxfam Großbritannien unterstützt. Seit 2012 finanziert sich die Organisation über Projektmittel und hat derzeit sieben Angestellte.

Als erster Schritt wird die Bedarfsanalyse derzeit erstellt und wird von FEMNET demnächst hier veröffentlicht.

Link zu cividep: http://cividep.org/

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