Nachrichten - Wer passt auf? Wer passt auf? Mütter und Kinder in Fabriken

Zusammenfassung 
der Bedarfsanalyse über Kinderbetreuungseinrichtungen in der Bekleidungsindustrie in Bangalore

Bangalores Textilindustrie umfasst nahezu 1.200 Produktionsstätten. In ca. 96% dieser Fabriken gibt es keine funktionsgerechten Krippen. Laut einer Studie der „Staatlichen Kommission für den Schutz von Kinderrechten in Karnataka“ aus dem Jahr 2011/12 gaben 12 von 118 Fabriken an, über keinerlei funktionierende Krippen zu verfügen. In den Fabriken mit Krippen gab es jeweils nur eine Krippe für 1.000 Beschäftigte. Laut Gesetz müssen alle Fabriken mit mehr als 30 festangestellten Frauen eine Krippe für Kinder unter sechs Jahren auf dem Werksgelände anbieten. Faktisch weisen Unternehmen zwar einen Raum als Kinderbetreuung aus, doch wird keine kinder- und betreuungsfreundliche Umgebung geschaffen. Deshalb bringen Mütter ihre Kinder auch nicht mit zur Fabrik. Es fehlt an gut ausgebildeten Erzieher*innen und an Spielzeug. Die Kinder verbringen ihre Tage damit, untätig herum zu sitzen oder zu schlafen.

Eine private Kinderbetreuung können sich Arbeiter*innen wiederum kaum leisten. 81% aller für diesen Bericht befragten Arbeiterinnen verdienen zwischen 5.000 und 7.000 Rupien (ca. 71–99€) im Monat. Ihr Familieneinkommen übersteigt selten 10.000 bis 15.000 Rupien (ca. 142-212€). In Bangalore benötigt eine dreiköpfige Familie zum Überleben aber rund 13.581 Rupien (ca. 192€). Folglich sehen sich viele Eltern gezwungen, ihre kleinen Kinder im Heimatdorf bei den Großeltern zu lassen oder sie vertrauen sie der Fürsorge der älteren Geschwister an, was gefährlich ist.

Für den vorliegenden Bericht wurden 60 Frauen aus vier Textilfabriken interviewt. Die Fabriken produzieren für C&A und H&M. 41% der Befragten erklärten dabei, dass sie ihre Jobs während der Schwangerschaft aufgegeben hätten. Eine große Mehrheit war der Erwerbstätigkeit länger als drei Monate ferngeblieben, für die der Gesetzgeber bezahlten Mutterschaftsurlaub vorsieht. Während 66% der Frauen angab, eine Pause von mehr als einem Jahr eingelegt zu haben, gab 23% der Befragten einen Zeitraum von neun bis zwölf Monaten an. Ein Hauptgrund dafür ist die kulturell bedingte Erwartung, dass Frauen ihre Kinder mindestens ein Jahr stillen. Ein qualifiziertes, funktionierendes Betreuungssystem, in dem die Voraussetzungen für das Stillen der Kinder gegeben sind, würde Frauen erlauben, bereits nach drei Monaten Mutterschaftsurlaub zurückzukehren. Eine bessere Betreuung mit qualifiziertem Personal würde ebenfalls dazu beitragen, dass die Frauen ihre Kinder in die Krippe bringen. Sie wären nicht mehr gezwungen, Vorteile wie Krankenversicherung und Gratifikation aufzugeben. 95% der Arbeiterinnen gaben an, dass sie bei besserer Kinderbetreuung gerne weiter für die Fabrik arbeiten würden. Eine hohe Fluktuation unter den Beschäftigten stellt eines der Hauptprobleme des Managements dar. Eine gute Kinderbetreuung könnte diese verringern.

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